Gemeinwohl
statt Ellenbogen-Kapitalismus
statt Ellenbogen-Kapitalismus
Weltweit hat sich die Wirtschaft voll und ganz dem Gewinnstreben verschrieben. Der Kapitalismus hat auf der einen Seite viel Wohlstand, Gesundheit, Bildung und Freiheit gebracht… andererseits aber auch Umweltzerstörung, sozialen Unfrieden und geldfixierte Menschen.
Die Spiritualität hat der Kapitalismus einerseits ermöglicht (weil wir – eigentlich - nicht rund um die Uhr an unser körperliches Überleben denken müssen), andererseits engt er unseren Blickwinkel heutzutage auf materielle Dinge ein.
Zwar versuchen die Regierungen die schlimmsten Auswirkungen des Kapitalismus zu begrenzen, aber dies gelingt nach wachsender Überzeugung der Menschen immer schlechter.
Immer mehr Menschen verabschieden sich vom Arbeitsmarkt: Burnout, Depression und „innere Kündigung“ sind allgegenwärtig. Immer weniger Menschen glauben, dass sie in finanzieller Hinsicht noch eine reale Chance auf Wohlstand haben.
In Deutschland wurde die "soziale Marktwirtschaft“ etabliert. Dies basiert u. a. auf dem Artikel 14 Abs. 2 Grundgesetz: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“
Dieses Allgemeinwohl verliert in zunehmenden Maße an Bedeutung.
Es gibt zahlreiche Alternativvorschläge, wie der Kapitalismus in der heutigen Form abgelöst werden könne.
Die Partei POSITIVE ZUKUNFT schlägt vor den Weg der „Gemeinwohl-Ökonomie“ zu gehen, wie es z. B. Christian Felber in seinem Buch gleichnamigen Buch vorstellt.
In der Gemeinwohl-Ökonomie gibt es – anders als im Kommunismus – weiterhin Privatbesitz und Unternehmen. Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist nicht vorgesehen.
Schritt 1: "Neue" Weichenstellung
Die Gemeinwohl Ökonomie schlägt nichts anderes vor, als dass das verfassungsmäßige Ziel des Gemeinwohls auch in der realen Wirtschaftsordnung umgesetzt werden soll.
Die gegenwärtigen Systemweichen werden umgestellt von „Konkurrenz und Gewinnstreben“ auf „Kooperation und Gemeinwohlstreben“. Statt „Eigennutzoptimierung“ viel mehr „Gemeinwohlorientierung“.
Ziel aller Unternehmen ist es, einen größtmöglichen Beitrag zum allgemeinen Wohl zu leisten.
Bisher wird alles wird der Erfolg jeder wirtschaftlichen Tätigkeit in Geld gemessen (BIP, Unternehmensgewinn, Investitionen). Doch beispielsweise ist das BIP ganz offensichtlich nicht imstande zu messen, was gesellschaftlich wirklich zählt: Frieden, Demokratie, Naturverbrauch, Verteilungs-Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Vertrauen.
Wenn die wichtigsten Bedürfnisse aller Menschen befriedigt sind, dann entsteht daraus der berühmte „Wohlstand für Alle“ nach Ludwig Erhard.
[Psst, ganz unter uns: Was sagt Dein Herz dazu? Fühlt sich das nicht viel fairer und motivierender an?]
Schritt 2: Wohlstand neu bestimmen
Nun gibt es eine Vielzahl an alternativen Wohlstandsindikatoren. Beispielsweise den „Better Life Index“ der OECD in den 1970-er Jahren. Oder die „Wachstums-, Wohlstands- und Lebensqualitäts-Indikatoren (W3)“ der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags.
Am weitesten gekommen ist der Zwergstaat Bhutan, der statt eines Bruttoinlandsproduktes ein Bruttonationalglück“ in seine Verfassung schrieb. Mit 135 Fragen an die Menschen wird alljährlich dieses Glück gemessen. Eine Regierung – so heißt es dort – die dieses Bruttonationalglück nicht steigern kann, die hat es nicht verdient zu regieren.
In der Gemeinwohl-Ökonomie würde der Erfolg der Volkswirtschaft – methodisch sauber und verfassungskonform – mit dem Gemeinwohl-Produkt gemessen, und der Erfolg eines Unternehmens mit der Gemeinwohl-Bilanz. Was wird beigetragen zu Frieden, Demokratie, Naturschutz, Verteilungs-Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Vertrauen?
Die Unternehmen müssen jetzt also auch bilanzieren: Wie sinnvoll sind die Produkte und Dienstleistungen? Wie human sind die Arbeitsbedingungen? Wie ökologisch wird produziert? Wie ethisch wird verkauft? Wie kooperativ und solidarisch verhält sich das Unternehmen zu anderen Unternehmen? Wie werden die Erträge verteilt? Werden Frauen gleich behandelt und bezahlt? Wie demokratisch werden die unternehmerischen Entscheidungen getroffen?
Bisher gilt: Der Erfolg eines Unternehmens steigt, wenn a) es die Natur besser ausbeutet und b) die Beschäftigten schlechter behandelt und bezahlt und c) die Kunden übervorteilt, indem z. B. überhöhte Preise verlangt werden.
Dies ist kein neuer Gedanke! Seit den 2000-er Jahren ist ein internationaler Trend zur Erfassung und Bewertung ethischer Unternehmensleistungen zu beobachten. Beispielhaft sei der CSR- und GRI-Standard genannt. Auch die ESG-Kriterien sind ein Beispiel dafür. Seit 2017 müssen größere Unternehmen in Europa ethische Informationen veröffentlichen.
Die POSITIVE ZUKUNFT fordert den Gesetzgeber auf ein ethisches Berichtswesen der unternehmerischen Tätigkeit vorzuschreiben („Gemeinwohl-Bilanz“). Negative Abweichungen sollen negative wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen (z. B. höhere Steuern und ausbleibende staatliche Förderung). Die Zeiten von „Green-Washing“ und „Window-Dressing“ müssen ihr Ende finden. Im Gegenzug gilt: Je mehr Gemeinwohl-Punkte ein Unternehmen erzielt, desto mehr rechtliche Vorteile soll es genießen.
In unabhängigen Audits wird die Gemeinwohl-Bilanz ermittelt und dann öffentlich zugänglich gemacht.
Wer definiert das Gemeinwohl? Dies ist ein demokratischer Diskussions- und Entscheidungsprozess. Es gilt zu klären: Wie dienen die drei Ebenen der Volkswirtschaft, Unternehmen und Investitionen dem Gemeinwohl?
Letztlich werden die „Marktgesetze“ in Übereinstimmung mit den Grundwerten der Gesellschaft gebracht.
[Psst, ganz unter uns: Was sagt Dein Herz dazu? Wäre es nicht paradiesisch, wenn sich der Wohlstand an ALLEN Menschen orientiert?]
Schritt 3: Neuer Umgang mit den Gewinnen
Natürlich sollen Unternehmen auf dem Weg zum Gemeinwohl wie bisher keine finanziellen Verluste machen: Ohne Gewinne ist ein Unternehmen in einer freien Marktwirtschaft rasch tot.
Doch jene Verwendung der Gewinne, die das Gemeinwohl mindern, werden begrenzt.
Die Verwendung der Gewinne für Fressübernahmen, Machtdemonstrationen, Ausbeutung und Umweltzerstörung und Krisenförderung müssen unterbunden werden. Hingegen sollen Überschüsse gefördert werden, die zur Schaffung von sozialem und ökologischem Mehrwert oder sinnvollen Investitionen oder Kooperationen dienen.
Insbesondere die unternehmerischen Investitionen müssen auf ihr Gemeinwohl hin überprüft werden. Es ist nicht mehr allein die finanzielle Rendite, die hier zählt.
Finanzinvestments werden reglementiert. Ein Unternehmen soll sein Einkommen ausschließlich aus seinen eigenen Produkten/Dienstleistungen gewinnen. Die Zeiten der unternehmerischen Kasino-Wetten, Aktienspekulationen und Zinsgeschäften wäre vorbei. Das Finanz-Kasino wird es nicht mehr geben.
Keine Ausschüttungen von Gewinnen an die Eigentümer/-innen. Der Kern des klassischen Kapitalismus besteht darin, dass sich die Kapitalbesitzer den durch die Beschäftigten erzeugten Mehrwert aneignen. Dies führt zu enormen finanziellen Ungleichheiten, Machkonzentration und mangelndem Verantwortungsgefühl der wohlhabenden Menschen.
Deshalb sollen nur Personen ein Einkommen aus Unternehmenserträgen erhalten, wenn sie im Unternehmen mitarbeiten. Es wird ein gesetzlicher Mindest- und Maximallohn vorgeschrieben. Der Maximallohn kann durchaus das Hundertfache des Mindestlohns betragen, nicht aber das hunderttausendfache, wie es bei großen Unternehmen aktuell der Fall ist.
[Psst, ganz unter uns: Was sagt Dein Herz dazu? Weniger Gezocke und mehr Fokus auf die Menschen. Was ist dagegen einzuwenden?]
Ergebnis: Keinen Wachstumszwang mehr
Durch die obigen Maßnahmen reduziert sich die unternehmerische Konkurrenz und das Risiko „feindlicher Übernahmen“ minimiert sich. Daher muss ein Unternehmen nicht mehr ständig wachsen, um sich vor diesem Risiko zu schützen. Wachstum ist derzeit systemimmanent, wenn das System auf Gewinnstreben und Konkurrenz programmiert ist.
Ein reduzierter Finanzgewinn führt nicht mehr zu einem schlechteren Rating und zu keinen erhöhten Finanzierungskosten.
Wenn Erfolg nicht mehr mit Finanzgewinn gleichgesetzt wird, dann können Unternehmen endlich gelassen und angstfrei die für sie sinnvolle und „optimale“ Größe ermitteln und anstreben. Alle sind vom allgemeinen Wachstums- und wechselseitigen Fresszwang erlöst.
[Psst, ganz unter uns: Was sagt Dein Herz dazu? Wird die Wirtschaft an sich dadurch nicht viel menschlicher? Wieviele Unternehmen werden mal um mal mit Gewinn verkauft und die Beschäftigten kommen mit der Verwaltung der Visitenkarten nicht mehr klar. Nur, damit einige, wenige Manager sich daran eine goldene Nase verdienen? Das macht die Menschen kaputt.]
Ergebnis: Kooperation lohnt sich
Auch wenn es uns heute schwer vorstellbar ist: In der Gemeinwohl-Ökonomie gibt es einen Paradigmenwechsel von der Konkurrenz zur Kooperation. Unternehmen sollen dafür belohnt werden, wenn sie miteinander agieren.
Die Gruppenintelligenz ist höher als jede individuelle Intelligenz. Nahezu alle großen technischen Entwicklungen beruhen auf einem Beitrag vieler Menschen.
[Psst, ganz unter uns: Was sagt Dein Herz dazu? Klingt es nicht geradezu himmlich, wenn man auch im Job mit anderen Unternehmen kooperiert? Ist das nicht einfach nur menschlich?]
Und die Globalisierung?
Funktioniert die Gemeinwohl-Ökonomie nur dann, wenn die ganze Welt mitmacht? Nein, das ist nicht erforderlich.
Fest steht aber auch, dass eine ungesteuerte Globalisierung und ein schlecht verhandelter Freihandel zu großen Problemen führt.
Einen Freihandel darf es nur mit Wirtschaftsräumen geben, die ebenfalls eine ethische Wirtschaftsform realisieren. Abweichungen vom obigen Standard werden systematisch mit Zöllen belegt, sodass es sich wirtschaftlich nicht rechnet unethische Produkte/Dienstleistungen am deutschen Markt anzubieten. Der unfaire Wettbewerb und die globale Standortkonkurrenz wären zu Ende.
All diese Maßnahmen sind in der Lage die Anforderung des Artikel 14 Abs. 2 Grundgesetz zu erfüllen.
[Psst, ganz unter uns: Was sagt Dein Herz dazu? Macht es Sinn alle Produkte der Welt unter den miesesten Bedingungen in Fernost fertigen zu lassen? Ist die Umweltzerstörung dort irgendwie weniger schlimm als bei uns? Sehr, sehr viele Menschen leben und arbeiten dort wie moderne Sklaven. Wollen wir dies immer weiter forcieren?]
Bürgergeld? Freijahr!
Ein Bürgergeld ist in der Gemeinwohl-Ökonomie eigentlich nicht vorgesehen. Wohl aber das Freijahr: Alle zehn Jahre kann ein Bürger ein ganzes Jahr aus dem Berufsleben pausieren und erhält hier vom Staat den Mindestlohn. Die Bürger können reisen, sich fortbilden, die Familie unterstützen oder testweise ein kleines Unternehmen gründen.
Die Arbeit wird auf mehr Menschen verteilt, was angesichts der Arbeitsplatzentwicklung auch dringend angeraten ist.
Der Stellenwert der Produktions- und Erwerbsarbeit wird verringert, und andere Lebensinhalte werden aufgewertet. So beispielsweise auch die Spiritualität.
Die Gemeinwohl-Ökonomie geht davon aus, dass die Motivation der Menschen zur Erwerbsarbeit dramatisch zunehmen wird. Die Gründe für Burnout, Depression und innerer Kündigung werden verschwinden. Die Menschen werden aus Freude am Arbeitsplatz und an den sinnvollen Produkten/Dienstleistungen teilhaben wollen. Die Vorstellungswelt von Arbeitslosengeld, Sozialhilfe oder Harz IV werden verschwinden.
Natürlich muss für mögliche Notfälle ein Solidaritätseinkommen vorgesehen sein. Als letzter Anker kann ein bedingungsloses Grundeinkommen erforderlich sein. Möglich wäre aber auch eine Gemeinwohl-Währung wie der „Gradido“.
[Psst, ganz unter uns: Was sagt Dein Herz dazu? Fühlt sich der obige Weg nicht irgendwie gut an? Wenn wir einfach mal aufhören uns gegenseitig auszuquetschen?]
Rente
Viele Menschen gestalten ihre Altersvorsorge mit Aktien und Anleihen. Das mag – bis zum nächsten Börsen- bzw. Währungscrash – auf den ersten Blick eine gute Lösung sein. Jedoch wird damit die weltweite Ellenbogen-Wirtschaft mit Milliardenbeiträgen gefördert.
Die Gemeinwohl-Ökonomie rehabilitiert den Generationenvertrag. Abgesehen von den erhofften Beschäftigungseffekten (siehe oben) gibt es natürlich noch eine ganze Anzahl an Stellschrauben: Auch Selbstständige müssten in die Rentenkasse einzahlen. Auch Kapitaleinkommen würden angerechnet. Eine Rentenzahlung an Millionäre wäre hingegen nicht unbedingt im Sinne des Gemeinwohls.
[Psst, ganz unter uns: Was sagt Dein Herz dazu? Ist es rein vom Gefühl her nicht absolut nachvollziehbar, dass alle erwerbstätigen Menschen den Senioren einen würdigen Lebensabend finanzieren? Ist dieser Weg nicht viel sinnvoller, als Finanzen am gierigen Finanzmarkt zu investieren? Und ist es den wohlhabenden Senioren doch wohl zumutbar, dass sie auf staatliche Zahlungen verzichten, oder? Wenn wir alle an einem Strang ziehen, dann wird uns dieser Weg gelingen.]
... und noch viel mehr
Das Buch "Gemeinwohl-Ökonomie" von Christian Felber geht noch viel ausführlicher ins Detail.